Großzügiges Wohnen in alten Wänden
Haus T
Eine filigrane Faltwerktreppe wird zum Hingucker und unterteilt das Erdgeschoss in verschiedene Nutzungen ohne sie von einander abzutrennen.
Es war der ausdrückliche Wunsch des Bauherren, das Zeitzeugnis Altbau nicht aus wirtschaftlichen Gründen abzureißen und ein Renditeobjekt Neubau an seine Stelle zu setzen.
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Lage: Freiburg
Bauherr: privat
Mitarbeiter: Mathias Haller, Dieter Beerbohm
Lph: 1-8 -
Der Bauherr lies sich von dem Konzept eines offenen Grundrisses mit einer zentral liegenden Treppe überzeugen, welche Essen und Wohnen unterteilt aber nicht abtrennt und eine freie Zugänglichkeit von allen Seiten zum eigentlichen Hausmittelpunkt der Küche ermöglicht. Zusätzlich wurde die Trennung der Funktionen von Wohnen/Essen und Küche durch die Absetzung der Raumhöhe und den Wechsel der Bodenmaterialien von einem warmen Holzfußboden zu einem lebendigen Fliesenbelag betont. Die Faltwerktreppe aus Kirschholz zum Obergeschoss wurde zu einem Schmuckstück, welches nicht nur zwei Geschosse verbindet sondern auch eine räumliche Distanz der beiden Kinderzimmer im Obergeschoss erzeugt, diese aber dennoch über versetzte Fenster und zwei Verbindungstüren mit Kleingalerie kommunizieren lässt und gleichzeitig ein angemessenes Kinderbad und eine großzügige Diele ermöglichte.
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Aufgabenstellung
Der Bauherr war auf der Suche nach einem charmanten Altbau, nach mehr als einem Gehäuse, nach einem Gebäude welche sich mit modernen Techniken ausgestattet zu einem traumhaft schönen, urgemütlichen und ziemlich cleveren Haus entwickeln sollte. Der Altbaucharakter sollte hierbei möglichst unverändert erhalten bleiben und gleichzeitig dem sinnvollen Werterhalt eines bestehenden Gebäudes dienen.
Struktur
Schon bei der ersten Hausbesichtigung wurde die Bausubstanz auf mögliche Schäden untersucht. Das Zweifamilienhaus war ein für die damalige Zeit typischer Mauerwerksbau mit Stampfbetonkellerwänden, Holzbalkendecken in den oberen Geschossen, einfachverglasten Fenstern, Einzelöfen und primitiven sanitären Einbauten. Im Zuge der Bauarbeiten wurden die ersten zwei Geschosse komplett entkernt und somit alle Wände und eine Decke rückgebaut, um eine neue Tragstruktur, bestehend aus einer aussteifenden Stahlbetonwand und einer neuen Stahlbetondecke in die geplante offene Raumstruktur des Erdgeschosses zu integrieren.
Technik
Die vorhandene Schmutzwasserleitung wird über einen Revisionsschacht dem öffentlichen Straßenkanal zugeführt. Die dem Straßenkanal angeschlossenen Regenwasserleitungen wurden verschlossen. Daran angeschlossen kam eine Regenwasserzysterne zur Gartenbewässerung zum Einsatz, welche aus ökologischen Wünschen des Bauherren eingeplant wurde. Zur Versorgung von Küche und Heizkessel wurde ein neuer Gasanschluß verlegt. Das Trinkwasser wird über eine zentrale Trinkwassererwärmung beheizt und zusätzlich über Solarkollektoren auf dem Dach unterstützt. Im Keller wurde ein gasbefeuerter Brennwert-Heizkessel vorgesehen.
Architektur
Die Diele nimmt die Funktion der Verteilung der Bewegungen auf, bildet ein Bindeglied zwischen Erdgeschoß und Dachgeschoß und dient gleichzeitig als zusätzliche Spielfläche für die Kinder und Aufenthaltsraum für den Hund des Hausherren. Das Dachgeschoss erhielt zu der alten Tragstruktur des Holzdachstuhles einige ergänzende Holzbauteile als konstruktive Dachverstärkung. Ausgestattet mit einem Holzdielenboden und dem neutral gehaltenen, zurückhaltenden neuen Dachausbau erscheint der Raum besonders in den Morgen- und Abendstunden als eine schützende und bergende Zeltstruktur. Das Dachgeschoß sollte als voll ausgebautes Studio in der vollen Länge erfahrbar sein und musste daher über eine gedrehte Stahl-Holzwangentreppe erschlossen werden. Dies führt für den Menschen zu einer Bewegung im Raum und lässt gleichzeitig mit der Abfolge von Innen und Außen, der Orientierung beim Auf- und Absteigen mit seinen Durchblicken vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss das Haus fast wie im Theater als eine Bühne für seine Benutzer erscheinen.
Außenanlagen
Das Grundstück wird von der Straße mit einem Erdwall abgeschirmt. Zur Straßenseite wird die Flächenversickerung des Niederschlagwassers mit Wackersteinen abgedeckt und erzeugt einen Kontrast zu der ruhigen Grünfläche des straßenseitigen Gartens. Der Wohnbereich wird auf der Gartenseite über eine Freiterrasse und über eine großzügige Freitreppe bis zum Gelände erweitert. Diese Treppe wirkt wie ein ausgerollter Teppich, welcher den Bewohnern eine direkte räumliche Verbindung mit dem Garten erlaubt und lädt zum gemütlichen Verweilen und großzügigen Auf- und Abschreiten ein. Der Bestandswuchs der Gartenseite mit Bambus wurde erhalten, bildet hier und da kleinere Rückzugsmöglichkeiten, bietet gleichzeitig Sichtschutz und rundet zusammen mit dem alten Kirschbaum das Gesamtbild der Außenanlage ab.